Heilige Ruhe: Kein digitaler Stress zum Fest (Beitrag von René Riedl)

 

In seinem Gastbeitrag verrät Buchautor und FH-Prof. René Riedl, was die Ursachen und Auswirkungen von digitalem Stress sind und was wir unternehmen können, um diesen im Alltag zu reduzieren.


Ein Aufruf zu mehr Achtsamkeit im Alltag

Gastbeitrag von FH-Professor und Buchautor René Riedl


Digitaler Stress nimmt im beruflichen und privaten Bereich immer stärker zu. Die Allgegenwärtigkeit und Verwendung digitaler Technologien ist so ausgeprägt wie nie zuvor, die Corona-Pandemie und die damit einhergehende verstärkte Nutzung von digitalen Technologien hat die Problematik noch verschärft.

Wie zentral ihre Rolle mittlerweile ist, zeigt eine vor kurzem veröffentlichte Fragebogenstudie mit über 3.000 Teilnehmer*innen im deutschsprachigen Raum, welche von der FH OÖ in Kooperation mit den Universitäten Linz und Bonn durchgeführt wurde. Sie kommt zu dem Schluss, dass digitaler Stress ein bedeutsames Phänomen ist, das mit negativen Konsequenzen einhergeht, unter anderem mit einer Reduktion von Arbeitszufriedenheit sowie einer Verschlechterung der mentalen Gesundheit.
 

Was digitalen Stress auslöst und wie er uns schadet:
 

Digitaler Stress ist eine Stressform, die durch die Nutzung und Allgegenwärtigkeit von digitalen Technologien verursacht wird. Die Auslöser dafür sind zahlreich, vielfältig - und den meisten von uns leider bestens bekannt:

  • ein E-Mail-Postfach voller unbearbeiteter Nachrichten
  • permanent eingehende Social-Media-Nachrichten am Smartphone
  • abstürzende sowie langsame Computer
  • die Angst vor Computerviren und anderen IT-Sicherheitsproblemen
  • die laufende Einführung neuer Programme und verpflichtende Updates
  • mangelnde Usability und ein unzureichender IT-Support.

Dies ist nur ein kurzer Überblick über die Belastungen, mit denen wir uns im Alltag konfrontiert sehen. Dazu kommt die Prognose, dass zukünftig vielleicht viele Arbeitsplätze durch Digitalisierung und Automatisierung verloren gehen könnten. Diese Ungewissheit schafft Unsicherheit, die wiederum Stress erzeugt.

Viele Studien, die in meinem neuen Buch kompakt und übersichtlich zusammengefasst sind, weisen die negativen Auswirkungen der menschlichen Interaktion mit digitalen Technologien auf Geist und Körper nach. Die Folgen des digitalen Stresses reichen von emotionaler Erschöpfung, dem Anstieg von Stresshormonen wie Adrenalin und Kortisol bis hin zu ungünstig veränderten Parametern des autonomen Nerven- und Herz-Kreislauf-Systems, zum Beispiel einem erhöhten Blutdruck. Zudem zeigen Forschungsbefunde, dass der digitale Stress auch die Leistungsfähigkeit und Arbeitsproduktivität negativ beeinflussen kann.


Immer auf Empfang? Das lässt - und sollte - sich ändern.


Die bevorstehenden Feiertage sind der ideale Anlass, um uns eine kleine Auszeit vom "Always on"-Modus zu gönnen, Maßnahmen zur Stressreduktion zu ergreifen und in unser Leben zu integrieren. Diese reichen vom Hören entspannender Musikstücke über das Aufstellen und Einhalten von E-Mail- und Smartphone-Regeln bis hin zur Pausengestaltung bei der PC-Arbeit. In meinem neuen Buch stelle ich diese und weitere Strategien vor, die uns im Alltag dabei helfen, nicht in der digitalen Flut unterzugehen. Besonders ausführlich widme ich mich darin den "Fantastischen Vier“, welchen große Bedeutung im Rahmen der Stressbewältigung zukommt: Bewegung, Ernährung, Achtsamkeit und das Verbringen von Zeit in der Natur.

Da sich digitaler Stress in Wirtschaft und Gesellschaft immer weiter verbreitet, werde ich im Frühjahr 2021 einen Vortrag zur Thematik mit anschließender Publikumsdiskussion halten. Mein Credo dabei: Wir sollten nicht zwanghaft nach noch mehr technologischer Durchdringung unserer Arbeits- und Lebenswelten streben. Vielmehr geht es darum, die Fähigkeit zu entwickeln, jene Situationen zu unterscheiden, in welchen die Technologie unser „Freund“ und in welchen sie unser „Feind“ ist. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur effektiven und nachhaltigen Stressreduktion. Letztlich geht es darum zu verstehen, dass jene Personen und Unternehmen, die diese Fähigkeit besitzen, am meisten von der Digitalisierung profitieren werden.

Mit dieser frohen Botschaft schließe ich nun meinen Gastbeitrag und wünsche Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest. Es würde mich freuen, Sie nächstes Jahr bei meiner Lesung begrüßen zu dürfen.

René Riedl
 


Über den Autor und das Buch

FH-Prof. Mag. Dr. René Riedl ist Professor für Digital Business and Innovation und Vizedekan an der FH OÖ Fakultät Steyr. Sein vor kurzem veröffentlichtes Buch Digitaler Stress: Wie er uns kaputt macht und was wir dagegen tun können trifft den Nerv der Zeit. Das zeigen nicht nur umfassende Berichte im ORF sowie in diversen deutschsprachigen Print- und Online-Medien, sondern auch Rezensionen begeisterter Leser*innen.

Wenn du dich über die Feiertage mit dem Thema "Digitaler Stress" beschäftigen möchtest, kannst du den aktuellen Bestseller des Linde Verlags käuflich erwerben - sowohl in gedruckter Form als auch als eBook. Verfügbar ist dieser im örtlichen Buchhandel sowie in zahlreichen Online-Shops.